29.9.2022

Vieles steht plötzlich in Frage

Der Herbst ist da, der Winter rückt näher, und bei allen Prognosen weiß niemand ganz genau, was sie mit sich bringen werden. Nur eins ist offensichtlich: Wir alle müssen Einschränkungen hinnehmen, und dies wahrscheinlich auch über die kommende kalte Jahreszeit hinaus. Europa hat bei Demokratie, Menschen- und Völkerrechten gegenüber Russland (und China) nicht so genau hingeschaut, und dies zu korrigieren ist meiner Ansicht nach richtig – aber es kostet leider auch einen Preis.

Das bedeutet ein Umdenken für uns alle, und davon ist auch die Genossenschaft nicht ausgenommen. Wir erfahren seit Jahren Lob dafür, dass unser Service sehr schnell ist, dass Reparaturen zügig und effizient erledigt werden – und plötzlich teilen die Handwerksunternehmen auch uns mit, dass für dieses oder jenes Ersatzteile fehlen, und dass es mit bestimmten Arbeiten länger dauern wird.

Vieles, das wir als unumstößlich empfunden hatten, steht plötzlich in Frage. Großmodernisierungen und Neubauprojekte stehen aufgrund der hohen Baukosten in Frage. Bauträgerprojekte sind riskant geworden, weil die Kosten für Baumaterial und Handwerkerleistungen in die Höhe schießen, sodass eine verlässliche Kalkulation nicht möglich ist. Und selbst die niedrigen Kosten für Erdgas, die wir uns vertraglich bis zum 31.12.2024 gesichert hatten, würden in Frage stehen, wenn die Regierung die sogenannte Notfallstufe (Gaswarnstufe III) ausrufen würde.
Dieser bedrückenden Lage widmen wir uns auch in unserem kommenden Mitgliedermagazin (es wird zu Beginn des Monats November erscheinen) im Rahmen eines großen Beitrags, in dem viele Menschen aus unserer Wohnungsbaugenossenschaft zu Wort kommen. Mitarbeiter*innen, Vorstandsmitglieder und Vertreter*innen sprechen über ihre Gedanken zur Situation.
Mich hat dabei beeindruckt, dass in den Gesprächen, die ich geführt habe, die meisten Menschen ganz eindeutig sagen: Was in der Ukraine geschieht ist falsch und kann nicht einfach hingenommen werden. Die kältere Wohnung im Winter, die dicken Socken, die dann vielleicht an die Füße müssen, ist man bereit zu akzeptieren. Eines unserer Mitglieder, Teil der älteren Generation und entsprechend lebenserfahren, sagte dazu: „Die Älteren von uns haben das schon einmal erlebt, und da haben wir es auch überstanden.“

Das soll natürlich alles nicht heißen, dass es leicht wird. Ich will die Sorgen der Menschen nicht kleinreden, die angesichts steigender Kosten nicht mehr wissen, wie sie ihr Leben finanzieren sollen. Die Regierung hat zum Glück sinnvolle Schritte unternommen, und die MWB wird alles tun, um ihre Mitglieder zu beraten und zu unterstützen. Unseren Wert als Solidargemeinschaft müssen wir besonders in dieser Krisenzeit beweisen. Und natürlich wird auch bei uns im Herbst und Winter Energie gespart werden: Die Heizungen in der Geschäftsstelle an der Friedlich-Ebert-Straße werden heruntergeregelt, das warme Wasser abgestellt, überflüssige Stromverbraucher abgeschaltet.

Im kommenden Jahr feiert die Genossenschaft übrigens ihr 125jähriges Bestehen, und ich muss zugeben, dass wir diesen Anlass gerne umfangreich gefeiert hätten. Wie es nun weitergeht, darüber beraten wir uns noch. Würde ein buntes, vielfältiges Jubiläumsjahr angesichts der Weltlage eine willkommene Ablenkung darstellen, oder würde es wie Hohn wirken? Darüber wird noch auf vielen Ebenen diskutiert.

Erst einmal wünsche ich allen Lesern unseres Blogs eine gute Herbst- und Winterzeit. Für die Fragen und Anmerkungen unserer Mitglieder steht der Vorstand der MWB gerne zur Verfügung. Sprechen Sie mit uns und teilen Sie uns Ihre Gedanken mit, denn wir sind gern für Sie da.

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