24.03.2020

In einer Notlage lernen wir viel über uns selbst

Es kommt mir so vor als wäre es gestern gewesen, dass das Corona-Virus nur eine Randnotiz aus dem fernen China war. Geht es Ihnen auch so? Dann aber kam es uns jeden Tag ein bisschen näher, und nun ist es ein so großer Teil unserer Lebenswirklichkeit hier in Deutschland geworden, dass ich es selbst noch kaum glauben kann.

Wir bei der MWB haben viel dafür getan, mit der Entwicklung Schritt zu halten. Als Vermieter von Wohnraum, mit vielen Kundenkontakten und Verantwortung für zahlreiche Menschen, haben wir die Situation aufmerksam beobachtet.

Aber ich kann ganz klar sagen, dass auch bei uns ein Erkenntnisprozess stattgefunden hat, in dem sich von Woche zu Woche und von Tag zu Tag die Grenzen verschoben haben. In dieser Hinsicht saßen wir mit der Stadt Mülheim an der Ruhr und vielen Mülheimer Organisationen in einem Boot.

Es stand zum Beispiel erst die Frage im Raum, ob denn einige Großveranstaltungen abgesagt werden könnten. Dann ging es Schlag auf Schlag: Am 26. Februar strich die Stadt Mülheim an der Ruhr die Yonex Open, Mülheim an der Ruhrs renommiertes Badmintonturnier, aus dem diesjährigen Terminkalender. Selbst der 1. Badmintonverein Mülheim, der sie ausrichtet, äußerte sich zu diesem Zeitpunkt noch überrascht.  

Jetzt, während ich diese Zeilen im letzten Drittel des März 2020 verfasse, würde man schon jeden für verrückt erklären, der in naher Zukunft eine Großveranstaltung plant. Landesregierung und Kommunen würden nichts dergleichen mehr zulassen. Die medl-Nacht der Sieger ist ebenso abgesagt wie Konzerte, Theateraufführungen und weitere Events.  

Für viele davon hatten wir uns als Sponsor eingebracht, aber jetzt gibt es Wichtigeres: Das Virus muss aufgehalten und seine Verbreitung muss verlangsamt werden. Dafür einmal nicht ins Kino gehen zu können, das ist kein hoher Preis. Unseren Sponsoringpartnern haben wir bereits zugesagt, dass wir sie auch weiter unterstützen, wenn nun einige Events ausfallen. Wir stehen zu unseren Partnern.

Auch in unserer eigenen Arbeitswelt hat sich inzwischen vieles geändert: Die MWB führt Besprechungen nun fast ausschließlich elektronisch durch. Unsere Geschäftsstelle an der Friedrich-Ebert-Straße 39 ist zwar nicht für den Publikumsverkehr geschlossen, doch wir bitten eindringlich darum, nur im äußersten Notfall vorbeizuschauen. Fast alles kann per Telefon, E-Mail, postalisch oder per Fax erledigt werden, und das sollte nun auch geschehen.

Unsere eigenen Mitarbeiter versuchen wir zu schützen, indem wir den größten Teil von ihnen ins Homeoffice entsandt haben und in einem Schichtsystem arbeiten. Zum Glück besitzen wir die technische Infrastruktur, dass die Meisten ihre Aufgaben auch vom heimischen PC aus erfüllen können. Wenn es doch einmal zu Verzögerungen kommt, die der normale Bürobetrieb nicht ausgelöst hätte - da sind uns nun die Hände gebunden, und wir müssen die veränderten Anforderungen schlicht mit Gelassenheit nehmen.

Am wichtigsten aber sind unsere Mitglieder, Mieter und Kunden. Viele Menschen verlassen sich auf die MWB. Wir sind sicher nicht “systemrelevant” im Sinn einer Feuerwehr, eines Krankenhauses oder eines Lebensmittelversorgers. Ich will unsere Rolle nicht übertreiben. Aber ich glaube fest daran, dass wir als Vermieter von Wohnraum entscheidend dazu beitragen können, den Menschen Sicherheit zu geben. Auch in einer so besonderen Lage, wie wir sie jetzt haben, muss das Leben weitergehen. Ich halte es für sehr wichtig, dass unsere Mieter sehen: Die MWB kümmert sich auch jetzt, ist für uns da, bearbeitet unsere Anliegen.

In einer Notlage lernt man viel über sich selbst, aber auch über andere Menschen. Ich bin sehr froh und dankbar, dass sich so viele Menschen einbringen und helfen wollen. Dank der zahlreichen ehrenamtlichen Helfer können wir beispielsweise Alleinstehende, Senioren oder weitere Hilfsbedürftige MWB-Mitglieder unterstützen: Wenden Sie sich bitte an unseren Kundenservice oder den Verein Mülheimer Nachbarschaft e.V., falls Sie Ihre Wohnung aus gesundheitlichen Gründen derzeit nicht verlassen können. So können wir Ihnen Hilfe beim Einkauf oder Arztbesuch leisten, oder Ihnen solche Hilfe zumindest vermitteln.  

Es ist großartig, was Feuerwehr, Pflegepersonal, Polizei und viele andere jetzt leisten, bis hin zu den tapferen Kassiererinnen und Kassieren in den Supermärkten und allen anderen, die weiter die Grundversorgung sichern. Ich danke dem ganzen MWB-Team dafür, dass es bei uns “den Laden am Laufen” hält. Ich danke auch ausdrücklich allen Menschen, die jetzt Solidarität zeigen, Hilfsangebote machen und die gemeinnützigen Vereine und Institutionen unterstützen, die diese Hilfsangebote bündeln. Solidarität ist ein entscheidender Bestandteil des Genossenschaftsgedankens – aber wir haben kein Patent darauf. Gerade jetzt zeigt sich ja, dass sie ein fester Bestandteil menschlichen Miteinanders ist. Bei allen Veränderungen, die wir in den vergangenen Wochen erleben mussten, und die nun vielleicht noch folgen werden: Dieses Wissen sollte uns allen Sicherheit geben.

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