Im Jahr 2020 hat die Mülheimer Wohnungsbau eG ihre Vertreterversammlung deutlich später durchgeführt als sonst üblich: Anstatt schon im Sommer, trafen sich Vertreterinnen und Vertreter, Aufsichtsrat und Vorstand der MWB dieses Mal erst am 20. Oktober 2020. Die Mülheimer Stadthalle als geräumiger Veranstaltungsort ermöglichte dabei die Einhaltung aller Hygiene- und Abstandsregeln.
Bei der MWB werden von den über 9.000 Mitgliedern 72 Vertreterinnen und Vertreter bestimmt. Sie entscheiden im Rahmen der jährlichen Vertreterversammlung unter anderem über die Ausschüttung der Dividende und die Zusammensetzung des Aufsichtsrats. Dessen Vorsitzender Theodor Damann leitete die Versammlung.
Unvermeidlich stand die Vertreterversammlung in diesem Jahr unter dem Zeichen der Corona-Lage: Der Vorstandsvorsitzende Frank Esser und seine Vorstandskollegen Jürgen Steinmetz und Dominik Steffan betonten: „Die wirtschaftliche Lage der Mülheimer Wohnungsbau eG ist gut! Unser Unternehmen ist mit Rücklagen, ökonomisch gut und nachhaltig aufgestellt in die Krise gegangen.“ Zwar seien die Mietausfälle gestiegen, doch dies eher moderat. Ohnehin habe man –unabhängig von allen gesetzlichen Vorgaben –beschlossen, dass aufgrund von coronabedingten Mietschulden kein Mieter seine Wohnung verlieren dürfe. Die weiteren Auswirkungen der aktuellen Situation auf die Immobilienmärkte seien auch für die Genossenschaft schwer abzusehen, so Frank Esser weiter. Im Bauträgergeschäft habe man sich daher entschieden, den Vermarktungsstart für das Neubauprojekt an der Scheffelstraße in das Jahr 2021 zu verschieben. Weil auf Baustellen nun ganz neue Abstands- und Hygieneregeln herrschen, und weil auch Zulieferer und Handwerker sich auf die neuen Gegebenheiten einstellen müssen, kann die MWB zeitliche Verschiebungen oder Verzögerungen auch bei anderen Bauprojektenvorerst nicht ausschließen. Frank Esser berichtete auch ausführlich darüber, wie die Genossenschaft ihre Organisationsstrukturen und Räumlichkeiten an die neuen Anforderungen angepasst hat: Der Schutz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Infektionen habe hohe Priorität. In die Modernisierung der Wohnungsbestände werden kontinuierlich weiter hohe Summen investiert: Im Berichtsjahr 2019 waren es gut 7,9 Millionen Euro, was 23,27 Euro je Quadratmeter entspricht. Abgeschlossen wurde unter anderem die Großmodernisierung an der Lerchenstraße, in die die MWB insgesamt gut 9 Millionen Euro investiert hat. Neue Großmodernisierungen bereite die Genossenschaft bereits vor, so Frank Esser. Die Vertreterversammlung entlastete im weiteren Verlauf der Sitzung sowohl Vorstand als auch Aufsichtsrat der MWB und beschloss, den im Geschäftsjahr 2019 erwirtschafteten Bilanzgewinn in Höhe von 1.211.342,98 EUR für die Ausschüttung einer Dividende von 4,0 % auf die Geschäftsguthaben zu verwenden. Die Wiederwahl des turnusmäßig ausscheidenden Aufsichtsratsmitglieds Ulrich Scholten entfachte eine kontroverse und emotionale Debatte: weder im ersten noch im zweiten Wahlgang erzielte Ulrich Scholten die Mehrheit der abgegebenen Stimmen. Somit sieht sich die Vertreterversammlung mit einem Wahlergebnis konfrontiert, das nicht im gewünschten Maße den Willen der einzelnen Vertreter repräsentiert. „Die Wahl erfolgte juristisch und formal korrekt gemäß der Mustersatzung des Gesamtverbandes der Wohnungswirtschaft (GdW), an der sich die unserer Genossenschaft stark orientiert“, sagt Esser.
Ein Kandidat gilt nach der Satzung als gewählt, wenn er im zweiten Wahlgang die meisten Stimmenerhält – eine Mehrheit der Ja-Stimmen ist dann nicht mehr erforderlich. „Maßgeblich war, dass auf vorherige Rückfrage des Versammlungsleiters, keine weiteren Kandidaten vorgeschlagen wurden,“ so Esser weiter. Ulrich Scholten nahm die Wahl zunächst an, entschloss sich jedoch vor der im Anschluss stattfindenden konstituierenden Aufsichtsratssitzung, von seinem Amt zurückzutreten. „Wir verstehen, dass die Situation bei unseren Vertretern für Unmut gesorgt hat, möchten aber betonen, dass wir auch im Rahmen der Wahlen dazu angehalten sind, uns streng an die Satzung der Genossenschaft zu halten“, sagt Theodor Damann, Aufsichtsratsvorsitzender bei MWB.
Die Vertreterversammlung hat aufgrund des Wahlergebnisses für die Einberufung einer außerordentlichen Versammlung gestimmt, deren einzigen beiden Tagesordnungspunkte die Beschlussfassung über eine mögliche Abberufung Scholtens sowie Neuwahlen sind. Durch seinen Rücktritt hat Ulrich Scholten dem nun vorgegriffen. „Ich habe mich nach reiflicher Überlegung zum Wohle der Genossenschaft gegen das Amt entschieden und wünsche einem hoffentlich mehrheitlich getragen Kandidaten für den nun offenen Posten das Beste“, erklärt Scholten. Vorstand und Aufsichtsrat der Mülheimer Wohnungsbaugenossenschaft danken Herrn Scholten für die geleistete Arbeit und seine Entscheidung.
Dr. Gabriele Bäcker, Maritha Goldau und Renate Visscher wurden von der Vertreterversammlung einstimmig beziehungsweise annähernd einstimmig wiedergewählt.