Neubeginn auf ehemaligem Kirchengrundstück

Im Juni 2023 feierte man in der Kirche St. Albertus Magnus in Mülheim-Styrum den letzten Gottesdienst. Für viele Gläubige war das ein schwerer Schlag, doch für das Bistum Essen war der Schritt unvermeidlich. Nun gibt es einen Trost: Die Mülheimer Wohnungsbau eG (MWB) hat das Grundstück erworben und will hier bezahlbare Wohnungen errichten.

Es ist ein warmer Oktobertag, an dem man sich vor dem Portal der ehemaligen, bald entweihten Kirche St. Albertus Magnus in Mülheim an der Ruhr trifft: Die Kirchengemeinde wird von Pfarrer Christian Böckmann und Patrick Trepper, dem Referenten für die Umnutzung kirchlicher Immobilien des Bistums Essen vertreten. Für die Wohnungsbaugenossenschaft sind Vorstand Dominik Steffan und der technische Leiter und Prokurist Carsten Czaika gekommen. Gemeinsam erläutern sie, wie es nun weitergehen soll.

Pfarrer Christian Böckmann sagt: „Dass unsere Pfarreien in der Stadt Mülheim an der Ruhr und wir uns im ganzen Bistum Essen von Immobilien trennen müssen, ist ja schon ein langer und schwieriger Weg. Hier in St.Albertus Magnus hat in den letzten Jahrzehnten neben einer kleinen deutschsprachigen Gruppe vor allem die kroatische Gemeinde ihr Zuhause gehabt. Am diesjährigen Fronleichnamstag, am 8.Juni, haben wir gemeinsam den letzten Gottesdienst hier gefeiert und sind dann mit der Prozession nach St.Mariae Rosenkranz gezogen, wo alle ihr neues Zuhause gefunden haben.“ Ein Trost sei es da, dass gerade die Wohnungsbaugenossenschaft das Grundstück übernimmt, so Böckmann weiter. „Wir sind sehr froh, dass wir mit dem MWB einen Partner gefunden haben, der hier in sozialer Verantwortung und mit dem Blick auf das Wohl von Quartier und Stadtgesellschaft Zukunft gestaltet. Dieser Ort - und dafür sind wir dankbar - wird auch zukünftig an die vielen Jahrzehnte erinnern, als hier Christinnen und Christen ihr Gemeindeleben geführt haben, das ja auch das Miteinander in diesem Teil Styrums geprägt hat."

Dominik Steffan erläutert für die Wohnungsbaugenossenschaft: „Wenn eine Kirche aufgegeben werden muss, ist das ein emotionales Thema für die Gläubigen, und wir möchten hier einen Neubeginn ermöglichen, bei dem sich die Menschen mitgenommen fühlen.“ Die MWB, die in diesem Jahr ihren 125 Geburtstag gefeiert hat, hat ihren Ursprung in einem christlichen Bauverein – auch wenn der seinerzeit evangelisch geprägt war – mit christlich-sozialen Ideen. Jede fünfte ihrer gut 5.000 Wohnungen ist heute öffentlich gefördert und die Durchschnittsmiete der Genossenschaft lag im Jahr 2022 bei grade einmal 6,14 Euro je Quadratmeter Wohnfläche.

Konkrete Pläne oder gar Zeichnungen von Gebäuden und Fassaden haben die MWB-Vertreter nicht mitgebracht. Zu früh sei es dafür und würde falsche Erwartungen wecken. Aber der technische Leiter Carsten Czaika erläutert: „Wir möchten hier bezahlbare Wohnungen errichten, und dabei geht es uns auch um einen großen Anteil öffentlich geförderter Wohnungen.“ An denen gebe es in Mülheim an der Ruhr einen erheblichen Bedarf. „Die Förderbedingungen sind gut genug, so dass dieses Projekt wirtschaftlich ist. Unsere Mitglieder benötigen mehr kostengünstigen Wohnraum, und auch dem Wohnungsmarkt in der Stadt insgesamt tut das gut.“

Denkbar, so Dominik Steffan und Carsten Czaika, seien etwa 30 Wohnungen in verschiedenen Größen. Energetisch würden solche Neubauten bereits an die zukünftigen Anforderungen angepasst sein, also CO2-neutral funktionieren. Und da sich die MWB ein grünes Leitbild gegeben hat, würde man gegebenenfalls auch Dächer begrünen und Versickerungsflächen schaffen, die dem Grundwasser nützen. 

„Bis es soweit ist, müssen wir allerdings erst einmal die verschiedenen Prüfungs- und Genehmigungsprozesse abwarten“, sagt MWB-Vorstand Dominik Steffan. „Außerdem sind die Bauzinsen und die Materialkosten noch immer enorm hoch, so dass es auch darum gehen wird, die Finanzierung eines solchen Projekts bestmöglich zu gestalten und die Förderkulissen optimal auszunutzen.“ Den Abriss der Kirche plane man bereits, aber alles Weitere müsse noch warten.

Die Bagger werden also nicht gleich morgen auf dem Gelände der ehemaligen Kirche St. Albertus Magnus anrollen. Doch die Weichen für eine sinnvolle und soziale zukünftige Nutzung sind gestellt.