31.01.2019

Wohnraum-Bedarfsermittlung – ein Anstoß für Mülheim?

Wieviel Wohnraum wird in Mülheim an der Ruhr wirklich benötigt, und welche Art Wohnraum wird am stärksten nachgefragt? Um das zu ermitteln, hatte die Stadt Mülheim an der Ruhr die „Analyse bezahlbarer Wohnraum. Bedarfsermittlung für die Stadt Mülheim an der Ruhr“ in beim Forschungs- und Beratungsinstitut InWIS in Auftrag gegeben.

Wir bei der Mülheimer Wohnungsbau eG sehen es als sehr positiv an, dass sich die Stadt Mülheim mit dem vorhandenen Wohnraumangebot befasst. Die Analyse der lokalen Gegebenheiten durch das Institut InWIS kann die Diskussion auf eine neue Grundlage stellen und neue Impulse geben.

Grundstücksvergabe künftig besser durch Konzeptverfahren

Besonders konstruktiv ist der Vorschlag des Forschungsinstituts, dass die Stadt durch die Vergabe von Grundstücken nach Konzeptverfahren die Mischung von öffentlich-geförderten und freifinanzierten Wohnungen begünstigen sollte. Diese Idee tragen wir ausdrücklich mit, da eine solche soziale Durchmischung auch zum Selbstverständnis unserer Wohnungsgenossenschaft gehört.

Es wäre sinnvoll, wenn die Stadt ihre Grundstücke künftig nicht mehr an den Höchstbietenden verkaufen würde, sondern an Bauherren, die dort vielseitige Ideen für Bürger verschiedener Einkommensklassen verwirklichen wollen. Ghettoisierung wird so entgegengewirkt, das Miteinander wird gestärkt. Dass öffentlich geförderte Wohnungen in der Qualität eigentlich gar nicht hinter frei finanzierten Wohnungen zurückstehen und dass der Unterschied mit dem bloßen Auge eigentlich nicht zu erkennen ist, ist heute hoffentlich Allgemeinwissen.

„Hoher Leerstand“ ist kaum nachvollziehbar

Aber nicht alle Ergebnisse der InWIS-Analyse mit unseren eigenen Erfahrungen auf dem Mülheimer Wohnungsmarkt deckungsgleich. So gibt es aus unserer Sicht statistische Auffälligkeiten: Dass den InWIS-Berechnungen zufolge in Mülheim rund 2.400 Mietwohnungen leerstehen, ist für uns nur schwer nachvollziehbar und widerspricht dem hohen Druck auf dem Wohnungsmarkt, den wir bei unserer täglichen Arbeit wahrnehmen.

Auch in der Analyse wird ja darauf hingewiesen, dass es sich hier um einen rein rechnerischen Leerstand handelt. Wir finden es sehr wichtig, sowohl der Politik als auch der Öffentlichkeit gegenüber klarzustellen, dass es in Mülheim an der Ruhr nicht 2.400 leerstehende, bezugsbereite Wohnungen gibt, die nur noch auf willige Bezieher warten.

Wir meinen nicht, dass der Wohnungsmarkt in Mülheim an der Ruhr als „entspannt“ angesehen werden kann. Wenn hier tatsächlich in einer solchen Zahl Wohnungen leerstehen sollten, die keine Bezieher finden, dann wäre es wichtig, dafür konkrete Gründe zu ermitteln.

Welche Wohnungspolitik wollen die Bürger?

Das führt zu der Frage, welche Ziele die Stadt Mülheim an der Ruhr mit ihrer Wohnungspolitik verfolgen möchte: Gibt man sich mit einer abstrakten Zahl statistisch gesehen leerstehender Wohnungen zufrieden? Oder wäre nun eine Diskussion darüber notwendig, welche Wohnqualität auch Geringverdienern zusteht?

Wir meinen auch, dass selbst bei einem gewissen Leerstand in Mülheim an der Ruhr der Ersatzneubau von lebenswerten, zeitgemäß ausgestatteten Sozialwohnungen nicht außer Acht gelassen werden darf. Nicht jede auf dem Wohnungsmarkt vorhandene Wohnung wird auch eine Wohnung sein, in der zu leben den Menschen zuzumuten ist.

Unsere Wohnungsgenossenschaft modernisiert und baut nach Kräften, um zu einem vielfältigen Wohnungsmarkt in Mülheim an der Ruhr beizutragen. Unsere Durchschnittsmiete betrug im Geschäftsjahr 2017/18 5,53 Euro und wir haben insgesamt gut 9,3 Millionen Euro in die Bestandspflege investiert. Wir bereiten auch jetzt aktuell wieder Projekte vor, in denen öffentlich geförderte und frei finanzierte Wohnungen gemischt werden.

Die InWIS-Analyse sehen wir als wichtigen Baustein für die zukünftige strategische Ausrichtung der Stadt Mülheim. Nun sollte es darüberhinausgehend eine Diskussion darüber geben, wie sich die Stadt zwischen Rheinschiene und Ruhrgebiet positionieren will, welche Angebote wir für Menschen aller Einkommensschichten machen wollen und wie unsere Stadtteile sich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten entwickeln sollen. Den Vorschlag des Sozialdezernten Ulrich Ernst, einen runden Tisch von Kommune und Wohnungsanbietern in Mülheim an der Ruhr ins Leben zu rufen, tragen wir ausdrücklich mit und werden uns als Mülheims Wohnungsbaugenossenschaft gern daran beteiligen.

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