29.8.2022

Aufgewärmt, abgekühlt und schnell vergessen

Der 19. Juli 2022 war der bisher heißeste Tag des Jahres: Es wurden 39,5 Grad erreicht und überall stöhnte man unter der Hitze. Für die Medien war das Anlass, um einmal mehr darüber zu berichten, wie sehr die Menschen insbesondere in verdichteten Städten unter den neuen Hitzerekorden leiden.

Damit haben die Journalisten natürlich Recht, denn die hohen Temperaturen werden noch unerträglicher, wenn Frischluftschneisen, Schatten und Verdunstungsflächen fehlen. Beim kurzen Gang durch die Innenstadt ist das auch mir aufgefallen: Manche Gebäude strahlen die Hitze ab wie eine Heizspirale im Backofen, und der Gedanke, dass man diese Verhältnisse zukünftig noch viel öfter aushalten muss, wird da schier unerträglich. Dabei geht es nicht nur um Komfort, sondern auch ums Überleben: Durch die Hitze sterben Jahr für Jahr viele Menschen.
Die Gefahr ist nun, dass all das wieder vergessen wird, wenn die kühleren Tage kommen. Denn am Horizont wartet die drohende Energiekrise, und im Herbst und Winter werden wir wohl das gegenteilige Problem haben: In den Wohnungen werden ein paar Grad zur vollständigen Behaglichkeit hin fehlen, und die Menschen werden eher frieren, als sich noch um heiße Sommer Gedanken zu machen.

Darum freut es mich, dass die Vertreterversammlung unserer Wohnungsbaugenossenschaft einen großen Schritt getan hat, um das Thema dauerhaft bei uns zu verankern: Sie hat bei ihrer jüngsten Zusammenkunft am 22. Juni 2022 ein Leitbild für den Umgang mit Grünflächen und Wasser verabschiedet.

Unter dem Eindruck der heißer werdenden Sommer hatten wir in der Genossenschaft bereits seit einiger Zeit über ein solches Leitbild diskutiert. Eine interne Arbeitsgruppe hatte Vorschläge und Ideen erarbeitet und zusammen mit dem Aufsichtsrat und interessierten Vertreter*innen hatten wir sie weiter ausformuliert. Manche hatten Sorge, dass wir es zu weit treiben, während andere gerne wollten, dass wir noch viel stärker in Aktion treten. Ich meine: Ein guter Anfang ist gemacht, und wir treten nun in einem Maß in Aktion, das für eine Wohnungsbaugenossenschaft angemessen ist.

Wir wollen in Zukunft verstärkt Dächer und Fassaden begrünen, Verdunstungsflächen schaffen und mehr Regenwasser zurück ins Grundwasser führen. Dort, wo es größere Rasenflächen gibt, wollen wir Stellen markieren, an denen der Rasen hoch wachsen darf, so dass er als Blühwiese Nahrung und Schutz für nützliche Insekten bietet. Ganz nebenbei schützt er diese Stellen auch vor Austrocknung.

Das alles mögen kleine Maßnahmen sein, aber zusammengenommen werden sie ihre Wirkung entfalten. Wir werden beobachten, diskutieren und abstimmen, wie es in den kommenden Jahren weitergeht. Hoffentlich trägt das grüne Leitbild dazu bei, dass Mensch und Natur am nächsten Hitze-Rekordtag ein klein wenig Linderung erfahren. Eines steht fest: Es wurde nicht für die Schublade gemacht, und in der soll es nun auch nicht verschwinden.

 

Kommentare

| MWB-Team

Guten Tag Jutta Lemme,

 wir danken Ihnen für Ihr Interesse an unserem Blog, und für Ihren Kommentar. Wir wollen etwas für die Umwelt tun und dabei zugleich unseren Mieter*innen ein wenig mehr Hitzeschutz in heißen Sommern bieten, und wir hoffen, dass diese Schritte dabei helfen werden.

Wenn am Hornhof beim Rückschnitt von Sträuchern und Büschen übertrieben wurde, dann bedauern wir das, und wir werden den Sachverhalt prüfen. Wir müssen uns aber auch vor unsere Dienstleister stellen: Die MWB beauftragt nur zertifizierte Gartenbau-Unternehmen, und wir gehen natürlich davon aus, dass diese Profis wissen, was sie tun. Der Rückschnitt kann manches Mal „brutal“ aussehen, und doch notwendig sein. Wir werden uns das aber vor Ort anschauen.

Ihr MWB-Team 

| Jutta Lemme

Es ist schön, dass das Thema behandelt wird. Allerdings musste ich mit Entsetzen feststellen, dass Sträucher und Büsche teilweise wiederholt so brutal zurückgeschnitten wurden, dass da jetzt nichts mehr nachwächst.

Zum Beispiel: Vor der linken Haushälfte vor dem Haus Hornhof 34 steht jetzt nur noch eine Art "Kleiderständer". Im letzten Jahr war es ein üppiger, schön gewachsener immergrüner Busch, der vielen Vögeln ein Zuhause bot. Nach dem Rückschnitt hat ein Rotkehlchen tagelang Klagerufe verlauten lassen und saß völlig irritiert auf einem der kahlen Äste. Kein Einzelfall. Rund um Hundsbusch/Frühlingstraße und Hornhof wurde diese radikale "Gartenarbeit" vollzogen. Klar ist, dass man Sträucher und Büsche schneiden muss - aber so sicher nicht.

Um eine Artenvielfalt von Insekten, Vögeln und Kleintieren anzulocken fehlt hier komplett das Angebot von blühenden Gehölzen. Der Schmetterlingsflieder wäre z.B. ein gut zu integrierender Strauch. Pflegeleicht und ein Paradies für Bienen, Hummeln und Schmetterlingen. Ich hätte da ein paar Setzlinge auf dem Balkon....

Mit hoffnungsvollen Grüßen

J.Lemme

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