GreenEnergyFirst: Pilotprojekt für Energieeffizienz ist jetzt gestartet

Die Vorbereitungen sind abgeschlossen, eine Testgruppe von Anwohnern steht bereit und die Technik ist weitestgehend eingebaut: Am Bottenbruch startete am 9. Mai 2019 die Praxisphase von GreenEnergyFirst. Es wird erprobt, wie kluge Anlagensteuerung und ein Mix aus weiteren Maßnahmen zu mehr Energieeffizienz im Gebäudebestand führen können.

Für das Projekt ziehen die Immobilien-Hochschule EBZ Business School aus Bochum, der Mülheimer Energiedienstleister medl, die Universität Duisburg-Essen, das Unternehmen Viessmann  und die Mülheimer Wohnungsbaugenossenschaft (MWB) an einem Strang.

Geleitet wird das Forschungsprojekt von Prof. Dr. Viktor Grinewitschus, Inhaber des Lehrstuhls für Energiefragen der Immobilienwirtschaft an der EBZ Business School und Professor für Technische Gebäudeausrüstung an der Hochschule Ruhr West. „Wir haben uns für die Stadt Mülheim an der Ruhr als Standort des Forschungsprojekts entschieden, weil wir hier sehr gute Bedingungen vorfinden“, so Grinewitschus. „Hier arbeiten der örtliche Energieversorger und die örtliche Wohnungsbaugenossenschaft bereits auf vielen Ebenen Hand in Hand. Beide Seiten sind innovationsfreudig und möchten aktiv neue Wege erproben, wie sich Einsparungen für die Kunden erzielen lassen. Da passen wir mit unserem Forschungsprojekt genau hinein.“

Darum geht es bei GreenEnergyFirst: Mehr als ein Jahr lang überwachen Mess-geräte in den Wohnungen von mehr als 20 MWB-Mietern, wann und wieviel Heizenergie, überwiegend von der lokalen Kraft-Wärme-Kopplungsanlage (KWK) erzeugt, benötigt wird. Gemessen wird auch, wann und wie lange die Fenster in den Wohnungen geöffnet werden. Die gewonnenen Daten sollen später dabei helfen, die moderne KWK-Anlage optimal zu betreiben.

„Unser Ziel ist es, einen möglichst großen Anteil der benötigten Energie im und am Gebäude zu erzeugen. Vorrang hat die von der Photovoltatik(PV)-Anlage erzeugte elektrische Energie, die auf dem Gebäude neu errichtet wurde. Steht nicht in ausreichender Menge Sonnenstrom zur Verfügung, springt die KWK-Anlage ein. Ein lokaler Batteriespeicher als Zwischenpuffer, bestehend aus recycelten Batterien aus Elektroautos, rundet das Gesamtkonzept ab. Wir erproben hier einen Ansatz, der für den Umbau des Energiesystems hin zu der umfangreichen Nutzung von regenerativen Energien eine hohe Bedeutung hat“, beschreibt Prof. Dr. Viktor Grinewitschus das Konzept der Anlagentechnik.

Dabei setzen die Verantwortlichen nicht allein auf die Anlagensteuerung, sondern auf das sinnvolle Ineinandergreifen verschiedener Ansätze. So wird an den Mehrfamilienhäusern der Wohnungsbaugenossenschaft MWB auch eine eBike-Station der medl mit 12 Stellplätzen errichtet, die von der neuen Anlagentechnik gespeist wird. Außerdem stellt der Energieversorger medl im Rahmen eines Carsharing-Modells E-Autos für alle Bewohner des Quartiers zur Verfügung, die ebenfalls aus dem von Solarzellen und KWK-Anlage erzeugten Strom aufgeladen werden.

„Solche cleveren Lösungen auf Quartiersebene haben noch einen weiteren Vorteil“, ist Prof. Dr. Grinewitschus überzeugt: „Sie führen den Menschen den praktischen Nutzen von Innovation und Energieeffizienz direkt vor Augen. Ich freue mich sehr, dass Mülheim an der Ruhr hier als starkes Beispiel voran geht.“

Alle Partner hatten nun für den 9. Mai zum Nachbarschaftsfest eingeladen, um gemeinsam mit den Anwohnern den Start zu feiern und noch einmal kräftig die Werbetrommel zu rühren. Auch jene Nachbarn, die keine Messtechnik in den Wohnungen haben, können die Angebote zur E-Mobilität mit nutzen.