NRW-Innenminister Herbert Reul besuchte "Wohnhof Fünte"

In der dunklen Jahreszeit nimmt das Sicherheitsgefühl ab, während die Sorge vor Einbrechern und Kriminalität wächst. So dient die jährlich im Oktober stattfindende landesweite Aktionswoche „Riegel vor! Sicher ist sicherer.“ dazu, Bürgerinnen und Bürger für Fragen der Kriminalitätsprävention zu sensibilisieren. Im Rahmen der Aktionswoche besuchte NRW-Innenminister Herbert Reul ein Wohnprojekt, das Einbrechern ihre kriminellen Absichten besonders erschwert: den „Wohnhof Fünte“ in Mülheim an der Ruhr.

Menschen mit und ohne Handicap leben im Projekt „Wohnhof Fünte“ Tür an Tür. Das Gelände wurde gezielt angstraumfrei gestaltet, öffnet sich in die Nachbarschaft und bietet doch auch einen klar abgegrenzten Rückzugsort. Vor Ort verschaffte sich Herbert Reul, Innenminister des Landes Nordrhein-Westfalen, einen Eindruck von der Ausgestaltung des Projekts.

Beim gemeinsamen Rundgang würdigte Herbert Reul die Gestaltung des Geländes: „Aus vielen Gesprächen weiß ich, dass technischer Einbruchschutz ein wichtiges Thema ist“, sagte der NRW-Innenminister. „Aber die Fachleute sind sich auch einig, dass Einbruchsprävention nicht bei stabilen Fenstern und Türen aufhören darf. Hier im ‚Wohnhof Fünte‘ wird genau das gefördert, was ich mir von den Menschen wünsche: dass Nachbarn hinschauen, miteinander im Gespräch sind, durch die reine Sozialkontrolle schon potenzielle Missetäter entmutigen. Zugleich sehe ich, dass der Privatsphäre dennoch eine große Bedeutung zugemessen wird, dass es den entsprechenden Raum zum Rückzug ins Private gibt. Das ist eine sehr attraktive Mischung, ein sehr lebenswerter Ort.“

Meike Gaik, Vorstandsmitglied des Vereins Wohnhof Fünte e.V., erläuterte die Grundidee: „Wenn junge Menschen, die eine Behinderung aufweisen, erwachsen werden, dann wollen sie genau wie alle anderen jungen Leute mehr Selbstständigkeit erfahren. In unserem Verein fanden sich Eltern und Jugendliche zusammen, die dies mit Unterstützung durch die Lebenshilfe realisieren wollten. Dabei bekamen sie Kontakt mit einer Gruppe, die ein neues Zuhause für mehrere Generationen suchte. Viele andere Menschen, die sich ein gutes nachbarschaftliches Miteinander wünschen, stießen dann im Laufe der Zeit zu unserer Gruppe hinzu.“

Die Beliebtheit von alternativen Wohnformen wächst. Initiatoren, die entsprechende Ideen umsetzen wollen, stoßen dabei aber oft auf eine Hürde: Nicht jede Immobilie ist für ihre Vorstellungen geeignet. Meike Gaik und ihre Mitstreiter fanden als Partnerin die Mülheimer Wohnungsbau eG (MWB). „Wir als Wohnungsbaugenossenschaft arbeiten gerne mit Vereinen wie Wohnhof Fünte e.V. zusammen“, erläuterte MWB-Vorstand Jürgen Steinmetz anlässlich des Ortstermins. „Die Grundsätze von guter Nachbarschaft und gegenseitiger Unterstützung sind ja schließlich auch ein Teil des traditionellen Genossenschaftsgedankens. Daher unterstützen wir diese Gruppen sehr gern.“

Die MWB kaufte die leerstehende städtische Grundschule am Fünter Weg. Die Architekten der Genossenschaft bauten sie zum Wohngebäude um und errichteten auf dem Gelände zudem ein weiteres Mehrfamilienhaus sowie einen Gemeinschaftraum. 33 neue Wohnungen sind so entstanden, von denen 18 öffentlich gefördert und damit besonders preisgedämpft sind.

Bei der Gestaltung der Außenanlagen konnten die Vereinsmitglieder mitreden und ihre Ideen einbringen. Entstanden ist ein Außengelände mit Innenhofcharakter, einem schlüssigen Beleuchtungskonzept und einer Wegführung, die Angsträume vermeidet. Abgeschlossen nach außen soll das Gelände aber explizit nicht sein: Ein eigens angelegter Weg lädt auch andere Nachbarn zur Überquerung des Geländes ein, bringt zusätzliches Leben auf das Grundstück und fördert die Kommunikation.

„Kriminalitätsprävention beginnt an der eigenen Haustür, denn jeder Wohnungseinbruch ist einer zu viel“, meint Alexander Rychter, Verbandsdirektor des Verbandes der Wohnungswirtschaft (VdW) Rheinland-Westfalen, und begrüßt die breite Beteiligung an der Aktionswoche „Riegel vor!“ seitens der Wohnungswirtschaft: „Die Präventionskampagne gegen Wohnungseinbruch zielt auf die Sensibilisierung für das Thema und schiebt Tätern buchstäblich den Riegel vor. Die Entscheidung unserer Mitgliedsunternehmen und -genossenschaften, in Neubau und Bestand weiter verstärkt auf Einbruchschutz zu setzen, ist daher absolut beispielhaft. Alternative Wohnformen wie wir sie hier am ‚Wohnhof Fünte‘ erfahren, sind ein wichtiger Bestandteil in verdichteten städtischen Strukturen. Schließlich sind einbruchsichere Fenster und Türen, eine bewusste Wohnumfeldgestaltung und gelebte Nachbarschaften in Quartieren die besten Mittel gegen Wohnungseinbrüche“, so Rychter weiter.

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