MWB und Vertreter*innen diskutierten Strategien

Der Winter 2022/23 neigt sich dem Ende zu, und er ist mit Blick auf die Energiekrise immerhin glimpflicher verlaufen, als befürchtet wurde. Trotzdem werden die Menschen von erheblichen Preissteigerungen belastet, und für Wohnungsanbieter wie die Mülheimer Wohnungsbaugenossenschaft bedeutet die wirtschaftliche Lage eine große Herausforderung. Über diese und andere Themen diskutierten am 7. Februar 2023 Mitglieder der Vertreterversammlung mit Führungskräften der Genossenschaft

Frank Esser, der Vorstandsvorsitzende der MWB begrüßte die Teilnehmer*innen und informierte sie ausführlich über die Maßnahmen der Genossenschaft. Schon im Sommer waren Heizungsanlagen optimiert worden, im Winter wurden sie dann heruntergeregelt, um, wie Esser sagte, einen guten Mittelweg zwischen behaglichen Wohnungen und Energieeinsparungen zu finden.  

Es freute Esser, dass sich die langfristig ausgehandelten Preise für Gas und Strom (sie sind vertraglich noch bis zum 31.12.2024 gesichert) ausgezahlt haben: Durch sie hat die Genossenschaft ihren Mieter*innen zumindest einen Teil der krassen Preisanstiege des letzten Jahres ersparen können. „Aber auch an uns geht die wirtschaftliche Entwicklung leider nicht vorbei“, so der Vorstandsvorsitzende. So seien alle Strom- und Heizungsnutzer*innen unvermeidlich stärker belastet worden. Im Bereich Fernwärme, mit der bei der MWB immerhin etwa 1.000 Wohnungen beheizt werden, hatten die Anbieter zudem nie die Möglichkeit geboten, Preise langfristig abzusichern.

Aus Sicht der MWB ist die Entwicklung seit dem Ukrainekrieg ihre eigene Zeitenwende: „Wir sehen, dass die alten Zeiten nicht zurückkommen, und wir stellen uns darauf ein“, berichtete Marc Peters, Prokurist und Leiter der Abteilung Wohnen und Bewirtschaften. „An einer Modernisierungs- und Dekarbonisierungsstrategie haben wir bereits vor dem Überfall Russlands auf die Ukraine gearbeitet. In diesem Jahr werden wir sie abschließen.“  

Das Ziel ist es, mithilfe eines Mixes verschiedener Maßnahmen den Bestand der Genossenschaft weiter zu ertüchtigen. „Wir haben gelernt, dass eine Heizungsmodernisierung oder moderne Fenster nicht immer zu Energieeinsparungen führen“, erläuterte Peters dabei. „Es kommt auch auf das Nutzerverhalten an, darauf wie gelüftet wird und die Heizungen genutzt werden. Darum gibt es keine allgemeingültige Lösung. Wir werden für jedes Wohnhaus individuelle Lösungen suchen, weil es nur so geht.“  

Mit Blick auf die immer beliebter werdenden Balkonkraftwerke erklärte Peters, dass man den Mieter*innen ihre Nutzung ermöglichen will. Er zählte aber auch wichtige Aspekte der Sicherheit auf: „Wir behalten es uns vor, eine Genehmigung auszusprechen. Soll heißen, dass unsere Mieterinnen und Mieter bitte mit uns in Kontakt treten mögen, wenn sie die Aufstellung einer solchen Anlage planen.“ Da hier auch ins Stromnetz eingespeist wird, muss durch einen E-Check unbedingt vorher abgesichert werden, dass der Betrieb für alle Hausbewohner*innen sicher ist. Darüber hinaus dürfen die Anlagen nicht fest verbaut oder an der Balkonaußenseite angebracht werden. Auch die Blendung von Nachbar*innen ist zu vermeiden. Marc Peters führte aus: „Diese Anlagen sind sicher ein guter Ansatz, aber sie sind nicht so wirtschaftlich und amortisieren sich nicht so schnell, wie Anbieter gerne behaupten. Wir bitten unsere Mitglieder hier um Vorsicht.“

Auch mit dem Thema Elektromobilität befasst sich die MWB: Jürgen Steinmetz stellte in seiner Funktion als technischer Vorstand die neuen Festlegungen zum Einbau von Ladesäulen und sogenannten Wallboxen vor. Grundsätzlich können Mieter*innen sie haben, aber dann müssen die Kosten für Aufstellung oder Einbau anteilig in die Stellplatz- oder Garagenmiete einfließen. Wie teuer das wird, das hängt von der individuellen Lage des Stellplatzes ab, von der vorhandenen Infrastruktur und dem Aufwand, der mit einem Anschluss verbunden ist.

„Wir haben praxisnahe Lösungen gefunden, weil wir wissen, dass das Thema weiter an Bedeutung gewinnt“, so Steinmetz. „Wichtig war es uns dabei, dass wir einen Weg finden, wie die Belastung gerecht verteilt wird.“ Das Risiko, dass Mieter*innen umziehen, ehe die Investitionskosten abgegolten sind, bleibt ohnehin bei der Genossenschaft.

Insgesamt zeigte die Veranstaltung: Das Energiethema wird nicht nur bleiben, sondern weiter massiv an Gewicht gewinnen. Die MWB hat sich auf den Weg gemacht, mit strategischen Weichenstellungen auch den zukünftigen Erfolg der Genossenschaft zu sichern. Dabei gilt es, im Spannungsfeld zwischen ökologischen, ökonomischen und sozialen Faktoren eine gute Position zu finden.