CO²-Reduktion im Gebäudesektor: MWB sieht „sozialen Sprengstoff“

Ein „weiter so“ kann es mit Blick auf das Klima nicht geben und der Klimawandel muss nach Kräften bekämpft werden – davon ist man bei der Mülheimer Wohnungsbau eG (MWB) überzeugt. Nun hat sich die Wohnungsbaugenossenschaft einem Aufruf angeschlossen, den Klimaschutz im Gebäudesektor auf eine praxisnahe, neue Grundlage zu stellen.

„Es muss unbedingt gelingen, die Erzeugung von Kohlenstoffdioxid im Gebäu-desektor herunterzufahren“, sagt Frank Esser, Vorstandsvorsitzender der MWB. Aus jahrzehntelanger Erfahrung mit der Modernisierung von Gebäuden weiß er: „Mit dem aktuellen politischen Kurs wird das aber kaum klappen. Die gesetzlichen Vorgaben sind teuer und bringen in vielen Fällen zu wenig. Es werden immer höhere Standards für die Energieeffizienz von Gebäuden eingeführt, aber die Erfolge sind viel zu gering.“

Jüngst hat sich die Initiative Praxispfad CO₂-Reduktion im Gebäudesektor ge-gründet. Experten und Wissenschaftler fordern, dass die Errichtung und der Betrieb von Gebäuden künftig an CO²-Reduktionszielen gemessen werden sollen. Frank Esser unterstreicht das, auch nach Rücksprache mit seinem technischen Team: „Das ist kein abstraktes Thema, irgendwo auf Bundesebene. Es betrifft konkret die Lebenswirklichkeit hier in Mülheim an der Ruhr. Die Mieten müssen bezahlbar bleiben.“

Weit über einhundert Millionen Euro will die MWB in den kommenden Jahren für die Dekarbonisierung investieren. „Ich nenne solche Summen ungern, weil sie zwar schön klingen, aber an sich noch nichts aussagen“, sagte der MWB-Vorstandsvorsitzende. „Die Frage ist, wie man mit dem Geld das meiste erreichen kann.“

Die abstrakten Energieeffizienzforderungen, die derzeit im Gesetz vorgegeben sind, hält Esser für praxisfern. „Wie stark ein Haus gedämmt ist, das wird ab einem bestimmten Punkt unbedeutend. Das wichtigste konkrete Ergebnis einer Maßnahme ist es, dass weniger CO² ausgestoßen wird, und das kann auch beispielsweise durch den Umbau der Heizung klappen. Wir sollten uns nicht mehr an Energieeffizienzforderungen für den Gebäudebetrieb orientieren.“

Esser sieht, wie auch die Vertreter zahlreicher anderer Unternehmen und die in der Initiative engagierten Wissenschaftler, sozialen Sprengstoff im Klimaschutz: „Wir sehen, wie teuer Bauen geworden ist. Viele Menschen werden die Warmmieten neuer Wohngebäude nicht mehr bezahlen können. Das kann man niemandem erklären und es spielt politischen Kräften in die Hand, die nichts besser, aber vieles kaputt machen könnten. Was wir brauchen, ist ein praxisnaher Weg, der auch für unsere Genossenschaftsmitglieder bezahlbar ist.“
Die neu gegründete Initiative fordert:

  • konsequente Fokussierung auf eine emissionsfreie Wärmeversorgung
  • maßvolle Sanierung statt Überoptimierung
  • effizienter Einsatz von Wärmepumpen bei moderater Sanierung
  • klarer Emissionsminderungspfad als Zielformulierung anstelle zahlreicher Einzelvorschriften
  • Bestandserhalt und Kreislaufwirtschaft fördern

Bei der MWB ist man davon überzeugt, dass diese Forderungen richtig sind. Die Genossenschaft will die Initiative auch künftig nach Kräften unterstützen.
www.initiativepraxispfad.de